Felix Plewa war Klempner und ehrlicher und aufrechter Vorkämpfer für eine bessere, freie und gerechte Gesellschaft. Er fiel im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Wir wollen diesem Helden mit unserem Betriebsnamen gedenken.
Felix Plewa, geb. 31.1.1906 in Harburg, zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet am 9.3.1943
Stadtteil Harburg-Altstadt, Deichhausweg 2
Der Klempner Felix Plewa war Sohn des Arbeiters Josef Plewa und hatte elf Geschwister bzw. Halbgeschwister. Josef Plewa (geb. 27.2.1886) ging eine erste Ehe mit Antonia Majdiczak ein, später eine zweite mit Stanislawa Michalak. Alle stammten aus der Provinz Posen, die damals zu Preußen gehörte. Der Bruder Johann (geb. 28.3.1895) kam am 17. April 1917 im Krieg um. Die Schwester Sophie (geb. 28.5.1914) verstarb am 17. November 1915. Der Bruder Karl half später Felix Plewa bei der illegalen politischen Arbeit. Von den übrigen Geschwistern sind bekannt: Franz (geb. 22.1.1911), Leo (geb. 14.6.1913), Maria (geb. 20.6.1915), Gerhard (geb. 28.10.1916), Josef (geb. 4.8.1918), Robert (geb. 4.5.1921) und Helga (geb. 14.6.1928). Als Felix Plewa geboren wurde, wohnte die Familie in der Rudolfstraße 4 (heute: Gazertstraße). Spätere Adressen lauteten Adolf-vom-Elm-Hof 4 (1932) und Niemannstraße 30 (ab 1934).
In den zwanziger Jahren arbeitete Felix Plewa bei der Firma H.C.Meyer („Stockmeyer“) und anderen Stock- und Stuhlrohrfabriken. Auf der Suche nach Arbeit zog er auch nach Bremen und in die Niederlande. 1930 trat er der KPD bei und wurde Literaturobmann für den KPD-Unterbezirk Harburg-Wilhelmsburg (der bis nach Buxtehude, Lüneburg und Uelzen reichte). Dabei hatte er den Zeitungs-, Broschüren- und Bücherverkauf zu organisieren. Von 1933 bis März 1934 saß er in „Schutzhaft“ ein, wahrscheinlich in einem Konzentrationslager. Nach seiner Entlassung fand er Arbeit bei der Gießerei Johns (Schüttstraße), musste die Stelle aber bald wegen einer Bleivergiftung aufgeben. Er trat 1934 eine neue Stelle als Klempner bei der Klempnerei Breustedt in Heimfeld an (Postweg 13, heute: Alter Postweg). Verheiratet war er mit Johanna Keyser, geb. am 19.4. 1904 in Harburg, sie wohnten in der damals selbstständigen Gemeinde Neuland und zuletzt ab 19. November 1937 wieder in Harburg am heutigen Deichhausweg (damals: Deichstraße 11). Sie bekamen eine Tochter namens Lisa, geb. am 26.3.1936, und später eine weitere namens Anke.
Nach der Verhaftungswelle des Jahres 1934 musste die illegale KPD in Harburg-Wilhelmsburg eine neue Unterbezirksleitung aufbauen. Dies organisierte der Harburger Paul Oeltzner, Mitarbeiter der Bezirksleitung Wasserkante. Seit 1935 koordinierte die Abschnittsleitung Nord in Kopenhagen die illegale KP-Arbeit im gesamten Küstenbereich von der Ems bis nach Ostpreußen. Heinrich Wiatrek (der später von der Gestapo „umgedreht“ wurde) nahm im Frühsommer 1935 von Dänemark aus Kontakte zu Felix Plewa auf und wies ihn in seine neue Funktion als Politischer Leiter des Unterbezirks ein (Die Leitungen der KPD bestanden in der Regel aus einem „Dreierkopf“ für die politische Leitung, Organisation sowie Agitation und Propaganda.). Mitstreiter fand Plewa in August Kerbstadt aus Marmstorf, Heinrich Coors (dem früheren Harburger Leiter des Kommunistischen Jugendverbandes), Paul Reinke aus Heimfeld und Albert Karolczak, einem früheren Betriebsrat bei der Phoenix. Bald gab es wieder illegale Zellen in Harburg-Stadtmitte, Heimfeld, Eißendorf, bei den Harburger Oelwerken Brinckmann & Mergell (Hobum), den Phoenix-Gummiwerken und den Harburger Eisen- und Bronzewerken (später Krupp, ThyssenKrupp, heute: Harburg-Freudenberger). Auch Plewas Ehefrau Johanna und sein Bruder Karl halfen bei der illegalen Arbeit.
Felix Plewa selbst unternahm spektakuläre Aktionen. Damals waren Knallkörper mit Zeitzünder im Handel. Plewa füllte sie mit sieben mal zwei cm großen Streuzetteln mit Parolen wie „Kämpft mit der KPD gegen diese Mörder-, Hunger- und Bettelregierung“ oder „Streik in Vegesack, Husum und Essen! Wehrt euch!“ Diese so präparierten Knallkörper befestigte er Anfang Juni 1935 an der Dachrinne des Arbeitsamtes am Großen Schippsee, den Zeitzünder stellte er auf den Öffnungsbeginn ein. Mitte Juli passierte das Gleiche zum Schichtwechsel bei F. Thörls Vereinigten Harburger Oelfabriken (laut Gestapo am 19. Juli gegen 14.30 Uhr).
Die Harburger Gestapo schrieb darüber in einem ihrer Tagesberichte (20. Juli 1935). Johanna Plewa erzählte, dass es nach diesen Aktionen in Harburg keine solchen Knallkörper mehr zu kaufen gab. Vermutlich wurde der Handel damit unterbunden.
Im Jahre 1936 fanden in Kopenhagen Beratungen der Abschnittsleitung Nord mit Funktionären des Widerstands statt. Auch Felix Plewa nahm daran teil. Bei der Ausreise nach Kopenhagen half sein Freund Karl Nieter, der einer der Verbindungsleute von Dänemark nach Harburg-Wilhelmsburg war.
Die Gestapo hatte bald Kenntnis von der Tätigkeit der Unterbezirksleitung. Es gelang ihr jedoch nicht, die Organisation „aufzurollen“, auch nicht nach der Verhaftung von Paul Reinke, Otto Petrich und eines Kuriers aus Kopenhagen. Felix Plewa blieb gut abgeschirmt.
Nach dem 1. September 1939 wurde er eingezogen. Die KPD-Abschnittsleitungen wurden aufgelöst. Kontakte nach Dänemark rissen ab. 1940 wurde Dänemark von der deutschen Wehrmacht besetzt. Ab Juli 1941 gelang es der Gestapo, in Dänemark mehrere frühere Mitglieder der Abschnittsleitung Nord festzunehmen. Geholfen hatte ihr dabei der Harburger Kommunist Karl Köhler, der sich als Gestapo-Spitzel entpuppte. Felix Plewa war damals in Uetersen stationiert. Als seine Frau Johanna ihn dort besuchen wollte, erfuhr sie von seiner Verhaftung. Sie fuhr sofort nach Hause, verständigte seinen Bruder Karl und schaffte illegales Material aus der Wohnung am Deichhausweg fort. Kurz danach erschien die Gestapo, fand aber nichts Belastendes mehr vor.
Auch Karl Plewa war Kommunist und beeiligte sich an der illegalen Arbeit. Er arbeitete als Sanitäter auf der Phoenix. Als dort am 1. Mai eine „Führer-Rede“ übertragen wurde, schnitt er das Kabel durch. Im Herbst 1944 bekam er eine Vorladung zur Gestapo. Er tauchte daraufhin bis zum Kriegsende unter.
Felix Plewa kam im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel in „Schutzhaft“ vom 22. April bis zum 29. September 1942, danach zum Holstenglacis in Untersuchungshaft. Am 24. Dezember wurde er nach Berlin-Moabit überstellt. In seiner Anklageschrift warf man ihm „Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Wehrkraftzersetzung“ vor. Am 6. Januar 1943 wurde er zusammen mit Karl Nieter vom „Volksgerichtshof“ in Berlin zum Tode verurteilt und ins Hamburger Untersuchungsgefängnis zurückverlegt. Gnadengesuche von Familienangehörigen und Nachbarn aus dem Deichhausweg konnten nichts ausrichten. Am 9. März 1943 wurde Felix Plewa in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Die Gestapo warnte, dass eine reguläre Bestattung Plewas in Harburg „Anlass zu Demonstrationen“ bilden könnte. Der Leichnam wurde daraufhin an die medizinische Fakultät der Universität Berlin übergeben.
Letzter Brief von Felix Plewa an seine Ehefrau
„Liebes Hannchen! Hamburg, dem 9.1.1943
Ich bin am 6.1.43, also an Opas Geburtstag, vom Volksgerichtshof Berlin zum Tode verurteilt. Das Wort „Tod“ hört sich grauenhaft an, aber es muss von dir abprallen und du selbst darfst darüber nicht nachdenken. So treu, wahrhaftig, mutig und tapfer du bis jetzt warst, so musst du auch bleiben. Du selbst, liebes Hannchen, gabst mir durch deine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit Kraft und Mut, und du hast mir das Leben an deiner Seite wirklich lebenswert gemacht.
Wenn du diesen Brief gelesen hast, dann denke an die Kinder und an die Aufgaben, die du zu erfüllen hast. Das Leben gehört den Lebenden, und mein letzter Wunsch ist, dass du Lisa und Klein-Anke zu Menschen erziehst, die sich immer für das Wahre und Gute einsetzen werden und sich selbst treu bleiben.
Liebes Hannchen! Du bist noch jung, und das Leben steht noch vor dir. Weine nicht, denke daran, dass dein Leben den Kindern gehört und du selbst vom Leben das nehmen darfst, was zum Leben gehört: Glück und Zufriedenheit. Für das, was du mir als Kamerad und Frau gegeben hast, kann ich dir hiermit nur in Worten danken und werde, solange ich noch lebe, an dich und die Kinder denken und der bleiben, der ich war.
Ich muss jetzt schließen und bitte dich, alle guten und aufrechten Verwandten und Bekannten von mir zu grüßen. Vergiss nicht Kalli, Opa und Sophie.
Für dich, Lisa und Klein-Anke, viele, viele Küsse. Euer Vati
Wenn ich nicht mehr bin, dann vergiss mich, denn dein Leben gehört dir, Lisa, Klein-Anke und all den Guten, Ehrlichen und Aufrechten.“
© Hans-Joachim Meyer
entnommen: https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&BIO_ID=1449